Bildungsangebot

Spezielle Störungslehre: Folgen dissoziativer Störungsbilder

Bei Kindern und Jugendlichen, die lang andauernden psychischen Traumatisierungen ausgesetzt sind, kommt es vor, dass sie dissoziative Störungsbilder entwickeln. Dissoziationen sind Strategien, mit denen Menschen unbewusst ihr Überleben während solchen Zuständen von diversen Formen von Gewalt oder Vernachlässigungs- und Verlusterfahrungen organisieren. Diese Strategien können verstanden werden als physische Reaktion, deren Ziel darin besteht, das Unerträgliche abzuschalten, nicht wahrnehmen zu müssen. Abgeschaltet wird die Wahrnehmung aller Formen körperlicher Sensationen, wie Schmerzen und die zugehörigen Affekte, wie Angst und Panik. Die Realität findet folglich in der Wahrnehmung nicht statt. Diese Überlebensstrategien haben gerade bei Kindern und Jugendlichen viele Gestalten, die leicht fehlgedeutet werden können (bspw. als Provokation, böse Absicht, die Erwachsenen testen, Tagträumen). Das Erleben von Todesnähe hat zur Folge, dass die Dissoziation weiterhin „anspringt“, sobald Gefahr lauert. Die „Nebenwirkung“ der Fähigkeit, die Wahrnehmung des Unerträglichen abzuschalten, besteht darin, dass die Beziehungsgestaltung und damit auch die Entwicklung von betroffenen Kindern und Jugendlichen massiv beeinträchtigt werden. Die herausfordernde Aufgabe professioneller Helfer besteht in diesem Zusammenhang darin, einen realen äußeren sicheren Entwicklungsraum zu schaffen, in dem betroffene Kinder und Jugendliche mit wohlwollender Begleitung erleben können, dass dieser massive Überlebensschutz nicht mehr notwendig ist. Auf diesem schwierigen Weg werden sowohl Helfer, als auch Kinder und Jugendliche, zunächst immer wieder mit dissoziativen Strategien konfrontiert. Die Vielgestaltigkeit der Strategien verlangt von Helfern, das dissoziative Verhalten erst wahrzunehmen und dann entsprechend förderlich intervenieren zu können. Dazu sind Kenntnisse über die Genese, den Verlauf und die Dynamik notwendig, die dissoziative Strategien mit sich bringen. Dies wollen wir Ihnen in diesem Seminar vermitteln. Sie sind gebeten, Fragen und Beobachtungen aus Ihrer eigenen Arbeit mitzubringen. Konkret besprechen wir: 

  • Theorie zu dissoziativen Strategien bei Kindern und Jugendlichen
  • Grundlagen, um dissoziative Verhaltensweisen im Lebensalltag von Kindern und Jugendlichen zu erkennen
  • Haltung und Strategien für einen professionellen und entwicklungsfördernden Umgang mit dissoziierenden Kindern und Jugendlichen

«Die Weiterbildung zur Fachberaterin und Fachpädagogin Psychotraumatologie am SIPT war für mich zentral. Die Theorien der Übertragungsphänomene, das Wissen um die Bedeutung der frühkindlichen Bindung, das Verstehen von hirnorganischer Abläufe gerade auch unter Stress sind wichtige Inhalte in meinen Weiterbildungen.»

Marianne Herzog, Fachberaterin / Fachpädagogin Psychotraumatologie